Geschichten die der Wald erzählt

Die Bäume, der Wald ... sie stehen scheinbar stumm und unbeirrt da. Immer wieder taucht das Wort "Bruder Baum" auf ... oftmals genauso unverstanden wie der Baum, der Wald selbst .... versuchen wir, zuzuhören ... lauschen wir dem Flüstern der Blätter und dem ärgerlichen Knarren der Äste ... vielleicht lernen wir sie wieder verstehen ...

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Mistelnest

Das Morgengrauen ist grade vorbei - die Kamera hab ich mittels Knöpfchendrehen dazu überredet, alles ein wenig heller zu machen als es in Wirklichkeit ist, um es herzeigen zu können. Und so stapfe ich knirschenden Schrittes durch einen Kältesee, dessen Boden nur wenige Zentimeter tiefer liegt als die umgebenden Wiesen und Felder - und wo daher der Schnee das niedergedrückte Schilf immer noch bedeckt .... eine mit Mistelkugeln dicht besiedelte Weide winkt mich näher ...

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Der Baumstengel

Steht er noch? Liegt er schon? Während die Bäume rundum entweder stramm im Boden verankert stehen oder von irgendwelchen Unbillen gefällt wurden, ist dieser zarte Stengel nur sanft vergangen im Jahreskreis, bildet - obwohl ihm der Schmuck des Mooses fehlt - ein zartes Muster, während er in den Himmel ragt und dabei versucht, den himmelsnahmen aber ihm so fernen Baumwipfeln Konkurrenz zu machen ....

Manchmal, wenn man sich bückt, bringt unser Auge Dinge sehr sehr nah zusammen, die einander doch so fern sein müßten ....

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Mittendurch

Die mächtige Weide, deren Stamm zweigeteilt ist, liegt mir mitten im Weg - und so gehe ich auch einfach "mittendurch", denn das alte Laub hat einladend einen schmalen Pfad gebildet. Ein wenig drübersteigen, ein wenig festhalten, ein wenig bücken .... die Weide macht mich klein und - demütig; aber auf eine durchaus freundliche, einladende Art, wie mir scheinen will .....

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Der lautlose Tod

Der lautlose Tod hat nächtens zugeschlagen ... während die Stacheln des kleinen vierbeinigen Wanderers im dürren Laub raschelten, konnte sich das stille Sausen unhörbar durch die Luft nähern - und dann bohrten sich die harten Krallen an den ebenso harten Stacheln vorbei tief in den Körper des noch jungen Igels. Ein kurzes Flattern brachte den schon leblosen Körper auf diesen Baumstamm, wo er mit kräftigem Schnabel kunstgerecht in kleine Happen zerlegt und gefressen wurde ...

Höllenotter - schwarze Kreuzotter

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Die Totengräber

Im Unterholz hält sich die Feuchtigkeit der Nacht lange genug, um aus kleinen Baumstrünken ebenso kleine Pilze hervorschießen zu lassen, deren helle Farbe durch das Halbdämmer leuchtet ... schon lange arbeiten die kleinen Naturgesellschaften zusammen, um das Holz endgültig zu zerlegen: Die Moose mit ihren Wurzeln drängen die Fasern auseinander und lassen das Wasser eindringen; die Moose mit ihrem Myzelium, welches das morsche Holz durchzieht und auslaugt ... Insekten, die Löcher bohren, Wege bahnen, sich hindurchfressen und ihre Ausscheidungen wieder zu Erde werden lassen

Die schwarze Kreuzotter - Männchen

... irgendwann wird er verschwunden sein ...

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Der Waldläufer

Mir träumte, ich säße in einem Herbstwald, mit dem Rücken an einen Baum gelehnt. Leise knisternd fielen die Blätter von den Bäumen, um mit sanftem Prasseln am Boden aufzuprallen und sich raschelnd zwischen die bereits herabgefallenen Blätter zu legen. Ansonsten herrscht Stille ...

Da wird tief unter mir ein lautes knackendes Geräusch hörbar, wie mächtige Schritte tönt es durch den Wald, dessen hallendes Echo den sich nähernden Lärm beängstigend werden läßt ...

Große mächtige Wurzelbeine stapfen langsam und dröhnend den Hang empor, schieben das Laub in großen Haufen zur Seite. Hölzern knarrend bewegen sie sich immer abwechselnd vorwärtsschreitend aufwärts. Aus ihrer Mitte wächst ein graubeschuppter Stamm, der senkrecht in die Höhe ragt, und der von ihnen bergwärts getragen wird ...

... ich werde wach ...

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Kopfüber ?

Als ob ein Sturm den Baum entwurzelt und verkehrt, mit den Wurzeln nach oben, wieder in den Boden gerammt hätte, so wirkt diese Schwarzföhre im Bereich des Wienerwaldes. Von der Sonne gebleicht und getrocknet, vom Wind zerzaust und zerrrissen, so steht sie da wie ein Mahnmal des Überlebenskampfes, der unbemerkt von den Menschen im Tal drunten Tag für Tag auch in unseren Wäldern tobt. Der Stamm verdreht, die äußeren Schichten schon abgesprengt, gibt sie das rote Holz des Kernes preis. Gehärtet in der oft heißen, oft kalten Luft steht sie da und wartet ...

Sie wird noch lange warten ...

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Der Waldgürtel

Was wären die Berge ohne den Wald? Und was wäre der Mensch ohne den Wald?
Grün umsäumt der Gürtel aus Bäumen die hohen Berge, weich schmiegt er sich an die Felsen, umfängt die Schluchten, begrünt die Gräben. Beherbergt gleichzeitig die Wieseninseln, die der Mensch dem Wald und dem Berg abgerungen hat ... und schützt sie mit machtvollem Grün, wenn der Berg tosend und brüllend sein Gestein nach den Menschen schleudert. Er fängt die harten Felsen auf mit federndem Geäst und biegsamem Stamm, auch wenn zahllose Bäume dabei brechen und klirrend zerbersten.
Die Steinlawine verfängt sich, der Felssturz wird gehemmt, und der Mensch schaut zagend nach oben wo sich langsam der Staub emportürmt und kündet von des Berges Zorn, der im kühlen Wald verebbt ist ....

Der Mensch kann sich wieder seiner Arbeit zuwenden ....

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Der stille Raum

Einen See entlangzugehen und das immer im Schatten von Bäumen ist wohl ein ganz eigenartiges, einmaliges und aufgrund der sichtbaren Ruhe ein zur inneren Einkehr einladendes Erlebnis. Die Kühle des Waldes paart sich mit der Kühle des Wassers, die schattenhaft sich abzeichnende Wassertiefe zeigt die Verschiedenheit des Begriffes Schatten an sich ... und die unendlich vielen Grüns vom Gelbgrün der hellen Blätter bis zum geheimnisvollen Blaugrün des Wassers schmeicheln sich in die Pupille des Betrachters ... das Rauschen des Waldes wieder verbindet sich mit dem leisen Plätschern des Wassers, wenn es sich silbrig ans Ufer wälzt und sickert ins Ohr ...

So werden alle Sinne wach ...

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Im Schluchtwald

Der Wald beiderseits einer Schlucht, eines Wassers hat seinen eigenen Aufbau, seine eigene Struktur. Während auf den Hangkronen oft trockenheitsliebende Arten wie Föhren wachsen, sind die Bäume je näher am Wasser um so schnellwüchsiger, feuchtigkeitsliebender. Die Wurzeln krallen sich um das Gestein, und jene, die direkt am Ufer stehen, neigen ihre Kronen über den Wasserlauf und beschatten diesen.

Hier ist gut ruhen, hier ist gut sein, hier .... IST MAN!

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Einsame Wasser

Ein stilles Wasser, die Oberfläche von leuchtend hellgrünen Wasserlinsen bunt bemalt, behütet von Bäumen, die einen schützenden Kreis darum bilden. Sie bewahren das Geheimnis des nächtlichen Treibens von Rotwild und Wildsau, die hierher kommen um sich abzukühlen von der Tageshitze .... nur sie sehen, wie abends die Ringelnatter sich schwimmend einen Pfad durch die zahllosen kleinen Blättchen bahnt, der sich lautlos hinter ihr wieder schließt ...

... als ob sie nie hiergewesen wäre ...

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Der Grenzbaum

Lange Jahre steht sie schon hier und ist dennoch jung gegen ihre gewaltigen Schwestern, wie der noch schlanke Stamm zeigt. Leise beginnt sich das Laub schon einzufärben für den kommenden Herbst - hinter ihr noch der saftiggrüne Auwald, dem sie scheinbar keine Beachtung schenkt. Wie eine Wache steht sie da, um die Grenze zwischen Acker und Sonnenblumenfeld zu bewachen ...

... auf dass keine der Blumen die Linie überschreite ...

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Die Erklärung

Ich: "Heh, wie sieht denn Deine Wurzel aus??"

Sie: "Als kleiner Fichtensamen bin ich wirbelnd nach unten gefallen - genau auf einen alten, liegenden, schon zerfallenden Fichtenstamm. Der hat mich mit Feuchtigkeit und Wärme versorgt, und ich habe meine Wurzeln um ihn wachsen lassen. Langsam wurde ich größer und - schwerer, und der alte Stamm immer mürber - so ist mein Stamm langsam nach unten gesunken, während meine Wurzeln ihn weiter umklammert haben. Je größer und älter ich wurde, desto starrer wurden meine Wurzeln - und schließlich zerfiel der alte Stamm gänzlich und hinterließ anfänglich ein kleines Humushügelchen, das irgendwann auch verschwand. Dort wo der alte Stamm war, siehst Du jetzt das Loch unter dem Wurzelbogen ... eine ewige Erinnerung an meinen Förderer ... übrigens haben viele meiner Fichtenschwestern solche Wurzeln, schau Dich nur um. Und jetzt weißt Du auch, woher das kommt ... "

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Straßen im Geäst

Die Äste der Fichten sind nur von einer dünnen Schicht Schnee bedeckt, der sich im frostigen Schatten hartnäckig hält. Starr und steif gefroren ist der Schnee und hat dadurch auch die Äste in gläsern scheinende Fächer verwandelt ... der Blick schweift bewundernd über das Ebenmaß der Astrukturen, kann dem Spiel von Licht und Schatten folgen ...

... aber verweilt man länger trotz der Kälte am gleichen Platz, kann der Geist plötzlich ganz Anderes erfassen: es eröffnen sich Wege und Straßen zwischen dem Geäst, ganze freie Fluchten werden im scheinbaren Dickicht sichtbar, die man normalerweise nicht bemerkt ... tief hinein ins Astgewirr dringt das Auge - und es wird plötzlich offenbar, wie der kleine Vogel fliegt, sich orientiert, diese für den Menschen so dicht wirkende Landschaft nutzt, die doch voller freier Räume ist ...

Jetzt schweift der Blick ganz bewußt wie die Vögel fliegen .... die Meisen, Finken, Drosseln, Zeisige und die kleinen Kobolde der Fichtenwälder, die Goldhähnchen ... nicht immer muß man vom gewaltig scheinenden Adlerflug träumen - auch die Kleinen hinterlassen ihre Spuren im Wald und im Geist - sofern man diesen öffnet, ihm Raum und Zeit gibt zu begreifen, aber nicht nur mit dem Sinn, sondern viel wichtiger mit dem Herzen ....

Siehst Du die Kleinen fliegen, huschen, gaukeln und flattern ..... ??

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Im Bergwald

Keuchend geht der Atem, während sich die Schneeteller in den bodenlosen weißen Flaumteppich wühlen. Steil geht es durch den Bergwald hinauf - der Neuschnee hat ihn in der Nacht leise und sanft zugedeckt, aber jetzt hängen schwere Schneeklumpen auf den Ästen und lassen manchmal ein Brechen durch den Hangwald schallen. Die Spur will gut gewählt sein, denn der Schnee ist locker und auch hier kann eine Lawine schnell, lautlos und tödlich auf dem grasigen Untergrund zuschlagen ...

Daher suche ich die Nähe eng stehender Baumgruppen und mächtiger Stämme, die Schutz versprechen ... staunend stehe ich immer wieder vor alten Bäumen, deren Rinde so ganz anders aussieht wie im Sommer ... wie riesige Landkarten, auf deren Flächen und Wegen man sich träumerisch verlieren kann .... bis einen die Kälte weitertreibt auf unter dem Schnee unsichtbar liegenden Pfaden ....

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Überschrift

Ganz anders als der Wald im Gebirge stellt sich der Forst, der Nutzwald dar. Hoch und schmal bilden sich die gleichaltrigen Bäume aus im kräfteraubenden Kampf des raschesten Emporstrebens zum Sonnenlicht. Durchsichtig scheint er fast mit seinen dünnen Stangen ... aber auch er hat seinen Reiz, wenn Väterchen Nordwind den feinen Schnee durch den Wald jagt und die Flocken gegen die Seiten der beschuppten Fichtenrinde bläst, wo sie schließlich hängenbleiben, den Forst in ein zartes Kunstwerk von Linien verwandelnd .....

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Grünlicht

Sich einfach mitten hineinstellen, den Buchenblättern zuhören, den Waldboden erriechen, die unzähligen Farbtöne des Grüns erschauen, den Wind im Gesicht zu spüren, das Dunkel zu genießen, das Helle zu mögen, das Wachsen zu erahnen ..... dabei zu sein ... Teil zu sein .... zu SEIN !!!

Baum unter Bäumen, Blatt unter Blättern, Licht im Licht ....

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Wir klagen an!

Mensch, Du nennst uns Wald? Wald lebt doch, aber hier wird gestorben!

Wald ist doch Vieles, bunt durcheinander, alles an seinem oder einem Platz - aber hier ist nur ein Holz, eine Art, und kein Platz für Anderes!

Unsere Äste sind tot, der Boden fast leblos, was hier noch die Sonne trifft, stirbt erst recht ...

Unsere Stämme sind Stangen, die eilig nach oben streben .... müssen .... denn sonst sterben auch sie, so ganz ohne Licht! Schlank und hoch, ohne Leben, kaum Zeit, eilig die Wurzeln zu bilden, denn das Wachsen ist wichtiger, lebenswichtiger, überlebenswichtiger ...

Wenn der Sturm kommt, bricht er unsere obersten Äste zuerst, sie fallen noch grün zu Boden - werden braun ... und sterben auch ...

Wenn der Sturm kommt, und keine Äste sind mehr da ihn zu bremsen, dann fällt er uns als Ganzes, denn die Wurzeln sind schwach - zu sehr haben wir uns aufs Wachsen konzentrieren müssen ...

Und dann geht ein unheimliches Knistern von Baum zu Baum ... Löcher werden in unsere Rinde gebohrt von winzigen Käfern, deren Erste wir mit Harz zu ersticken versuchen. Aber viel zu wenig Kraft haben wir Todgeweihten, es kitzelt kurz unter der Rinde, die Borke blättert ab, schutzlos stehen wir in der Sonne, und der heiße Tod greift endlich auch nach uns ...

Jetzt nennt man uns "Schadholz", und unsere hölzernen Leichen werden unter der Musik von Motorsägen ins Tal gekarrt ...

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Der alte Riese

Da steht er, der Baum, den die Menschen die Alte Fichte nennen. Hineingerammt in den Boden, urwüchsig, ewig wirkend. Wegweiser für Generationen von Jägern und Almbauern im dichten Wald; er markiert die Abzweigung eines schmalen Pfades, der auf die hochgelegene Alm führt.

Ich denke daran, wie klein zart hellgrün weich ein Fichtensproß ist und stehe vor diesem Koloß. Ich denke daran, wie Jahreszeiten kommen und gehen, und sehe deren Spuren in den tiefen Furchen der Rinde und im zerzausten Geäst. Wie Menschenalter vorbeiziehen im Krieg und im Frieden und immer unbehelligt bleibt der Baum. Wie das Holz sich immer mächtiger werdend bildet unter der weichen Rinde, Jahresring um Jahresring. Wie Menschen dem Baum begegnen, ihn bereits jung wahrnehmen, aber im würdigen Alter ihm erst einen Namen geben, ihn damit zur Persönlichkeit machen - als ob er das nötig hätte! Wie er mächtiger und mächtiger und immer unheimlicher wird .... und wie endlich Geister und Trolle Schutz und Geborgenheit suchen im raschelnden Boden unter den weit ausladenden Ästen, dicht am behütenden Stamm ... bereit, mit den Menschen Schabernack zu treiben ...

Seine Äste sind zahlreich wie Wünsche, der Stamm ist wie ein Gebet ... !

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Der lebende Tote

Geborgen im Schoß des schon lange toten Baumes quillt das Leben nur so über. Saftig in Form und Farbe, genährt durch das weiche Innere, geschützt durch die harte Schale des toten Holzes. Totes Holz? Lebt es nicht weiter dadurch, dass es Nahrung, Raum und Schutz für anderes, weiteres Leben ist? Wenn ja, dann ist es noch weit bis zum endgültigen Aus! Die Sonne hat die Zellen so gehärtet, dass Wind und Wetter, Sturm und Regen noch lange nagen müssen, ehe die wirklich letzte grüne Generation in dieser hölzernen Höhle heranwächst ...

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Die Tänzer

Wo immer ich auf meinen Reisen zu Kraftorten oder -Plätzen unterwegs bin, fallen mir häufig seltsame Bäume auf. Die Wissenschaft führt dies meist auf "Variationsbreite der Wuchsform" zurück, Geomanten wieder deutet das auf ein Vorhandensein "unterirdischen Wasseradern, Strahlungsverläufe, Leylinien" etc. hin ... was stimmt, will ich nicht beurteilen.

Tatsache ist, WENN solche Bäume vorhanden sind, ist die Chance, dort einen seltsamen Umstand zu finden sehr groß:
Ob es nun eine Sage über die Lokalität ist, ob es ein Flurname ist, ob in der Nähe ein mögliches Heiligtum wie ein Kraftplatz, ein Kultplatz oder tatsächliches (neuzeitliches) Heiligtum wie eine Kapelle, ein Wegkreuz oder eine Kombination aus allem Vorgenannten ist!

Jedenfalls ist ein solches Zusammentreffen, ein solches Auffinden immer auch einerseits ein bewußtes Beschäftigen mit der Sache an sich, als auch ein unbewußtes Aufnehmen der diesen Orten innewohnenden, spirituellen Kräfte, was für mich praktisch immer ein längeres Verweilen vor Ort zur Folge hat. Man sollte bei solchen Wanderungen tunlichst vermeiden, zu einer bestimmten Zeit daheim sein zu sollen (eine Stirnlampe ist daher immer dabei! )

Hier eine scheinbar inmitten eines Tanzes erstarrte "Rotföhre". Fast schwerelos wirken die beiden Bäume. Erst beim längeren Betrachten bemerkt man: beide Stämme kommen aus nur einem Stock ... sieht man sich weiter um, bemerkt man eine seltsame Häufung ebenso seltsamer Wuchsformen ...

Es stellt sich die Frage, wieso gerade hier an diesem Ort mit dem seltsamen Namen "Am Toten Berg"?

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Waren es zwei Stunden? ... oder drei Stunden? Die Füße haben ganz alleine den Tritt gefunden, haben mich treu getragen den ganzen Weg herauf vom Tal bis an den Rand aller Wälder, dorthin, wo das Reich der kantigen Kalkfelsen beginnt und nur ein grüner Gürtel aus Latschen, der Krummen Kiefer, einen Übergang bildet. Schritt um Schritt ist der Weg hinter mir geblieben, oft entlang eines mal brausenden, mal plätschernden Baches, der manchmal den Weg quert, manchmal ihm sogar folgt und ihn schlüpfrig macht ...

Doch immer weiter haben die Füße getragen, sich immer einer vor den anderen gesetzt, mit dem schweren Schuh sich im Boden verankert, Blätter und Laub darunter lautlos zermalmend, kleine Äste knackend zerbrechend, große Äste mit ausladendem Schritt überspannend ...

Heiß ist es in der Sonne - und der Weg führt schließlich am Fuß eines steil aufragenden Kalkstockes zwischen saftigen großen Blättern über kleine Wiesen, durch sanfte Hänge und schließlich zwischen schattenspendenden Bäumen hindurch ... und dann ... Aug in Aug mit einem kleinen, kristallklaren Bergsee ...

Ich trinke daraus ...

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Laubwald

Wenn die Abendsonne das Laub der Buchen noch einmal so richtig aufleuchten läßt, wird der Wald für den konzentrierten Betrachter noch einmal zu einem Bilderbuch ...

Die Lücken im Geäst werden nun auch für den Menschen sichtbar, die für die kleineren Vögel die Flugstraßen bedeuten - die breiten Fächer der wenigen Fichten laden die großen Vögel ein, auf ihnen zu landen. Hin und wieder sieht man es pfeilschnell huschen und fliegen, einen Ast wanken, und schon kehrt wieder Ruhe ein in der grünen Wand ...

Verdeckt vom grünen Laub ist der Boden des Waldes, und niemand kann sagen, wo Hirsch und Reh den Einstand haben; wo der Luchs lauernd sitzt oder der Fuchs schüffelnd die Fährte aufnimmt, der Dachs durch die Lande trollt auf der Suche nach Nahrung für seinen ewig hungrigen Magen.

Ein ewiges, leises Knistern und Rascheln, manchmal ein Knacken ist aus der grünen Mauer unentwegt wahrzunehmen, nur wenig übertönt vom heimlichen Sausen des Windes - nur manchmal ist sogar ein lautes Krachen und Poltern zu hören, wenn das Alter einen morschen Baum einfach in sich zusammenstürzen läßt ...

Silbern leuchtet die Rinde einiger Stämme durch die Blätterwand. Sie bilden die Tür in die Baumkronen für diejenigen, die über keine Flügel verfügen und mit ihren scharfen Krallen sich hochstemmen müssen ...

Hell und lebendig gefärbt, aber dennoch leblos wirkend ist der Wald voller Leben, ja, ist das ungebärdige, übervolle Leben selber ...

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Herbststille

... und manchmal ist der Wald einfach nur still, während man durch das raschelnde Laub schlendert und Farben und Licht bestaunt ...

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