Die Eiche

Hier werde ich nur über einen einzigen Baum berichten ... immer wieder habe ich ihn aufgesucht, immer wieder habe ich ihn angeschaut, immer wieder sind mir neue und alte Dinge aufgefallen ...

Es beginnt mit .....

... einem der ersten Treffen in einem Winter

2005-12-31

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2005-12-31

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2007-03-25

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2007-03-25

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2007-10-28

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2007-10-28

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2009-09-05

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2009-10-10

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2009-10-10

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2009-10-31

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2010-03-07

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2010-10-30

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Anfang Februar:

Die Sonne hat in diesen Winter den Schnee schnell vergehen lassen - und der Frost kam zu spät, um ihn noch retten zu können. So liegt die Erde frosthart da und läßt den Wanderer torkeln und taumeln, wenn er über die Schollen geht. Die Eiche steht reglos in der Kält, die schweren, dunklen Äste verzweigen sich kunstvoll immer weiter, ohne einander zu hemmen. Die Knospen bereiten sich schon vor, in jeden Raum zwischen den zarten Zweigen ein Blatt hineinzutreiben.
Ich gehe um den Stamm, rede mit dem Baum, berühre ihn mit den Fingern, erzähle ihm was mich gerade bewegt - und werde plötzlich aufmerksam ....
Etwas ist anders, etwas ist anders als sonst ... etwas ist anders geworden ....

Am nächsten Tag am frühen Morgen werde ich ihn noch einmal besuchen .... ihn fragen ...

Was ist nur ... ?

2012-02-04

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2012-02-04

Die Rinde blättert an ersten Stellen schon ab - der klirrende Frost gleich nach einem milden Herbst hat sein Werk getan - lange Jahre hat er auf seine Gelegenheit gelauert ....

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Und schon sind die ersten Bohrlöcher derjenigen Insekten zu sehen, die ebenfalls gewartet haben auf das erste Zeichen der Schwäche ... die Bockkäfer sind da ....

2012-02-04

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Die Eiche - von braun zu grün, die zerrissene Rinde bietet dem Moos reichlich Raum - und Feuchtigkeit! hier ist der eigentliche Stamm zu Ende und zahlreich sind die Mannstarken Äste .... und dennoch, die Risse in der Rinde lassen Ahnen, dass nicht Alles mehr so ist wie in des Baumes Jugend ....

2012-02-04

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Weit gießt der Mond endlich sein milchiges Licht über die Landschaft, am Horizont wird die Dunkelheit von den Lichtern der Menschen erhellt. Tiefschwarz heben sich die Äste der alten Eiche nun von dem sie umgebenden Nachtgrau ab. Kein Laut ist zu hören außer dem eigenen Atem, nur manchmal, wenn man Glück hat, gleitet ein lautloser Schatten über die Ebene, huscht zwischen die Zweige und verschmilzt mit den Ästen ... die Eule, der fliegende Tod für so manches kleine Getier, hat ihr nächtliches Versteck aufgesucht und wartet geduldig auf ihr erstes unvorsichtiges Opfer ....

2012-02-06 / ef 2012-02-14

Meine Sinne werden ruhig und halten ganz still ... das Denken erlischt ... das Sein beginnt ...

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Hat Euch schon einmal eine vielhundertjahre alte Frau zugezwinkert? Also ich fand sie äußerst attraktiv und hab ihr lange nachgeschaut ....

2012-02-10

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Der große Maler der Natur hat seinen Malkasten in allen Braun- und Grün- und Gelbtönen über die Rinde geschüttet .... keine Regel ist erkennbar, aber das Gesamtwerk ist wunderschön ....

2012-02-10

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Weit ragen die Äste seitwärts auf dem Weg zum Licht ... gemütlich wirkende Bettstatt für zahllose Schneeflocken, die sanft durchs Astwerk sanken und sich schließlich auf den langen Ästen niedergelassen haben ....

2012-02-10

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Wer zu wenig Licht erhält von den vielen Brüder- und Schwesterästen ist zum Absterben verurteilt ... der ganze Baum ist voller Leben - und dennoch ist immer auch ein wenig Gevatter Tod dabei .... als mahnende Erinnerung ... an später ... viel später ....

2012-02-10

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Welcher Baumeister war es, der die Äste der Eiche befähigt, so weit ohne alle Stütze außer sich selber zur Seite zu ragen? Im Sommer kommt noch die Last der Blätter und der Früchte hinzu ......

2012-02-10

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Wie kleine Tallandschaften im Gebirge - so füllt auch hier der Schnee die Mulden aus, die sich zwischen mächtigen Ästen gebildet haben ... eine Eichenlandschaft der besonderen Art .....

2012-02-10

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Vor Mitternacht - Finsternis bei der alten Eiche - klirrende Kälte - lautlos - und der Mond steigt hinter dem Wald empor ... die Äste werden eins mit der Dunkelheit des nachtschwarzen Himmels ...

2012-02-11 / ef 2012-02-14

Wo fängt der Baum an - und wo endet die schwarze Nacht?

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Deswegen steht man noch bei Dunkelheit auf ... einfach um da zu sein wenn es so weit ist ..... die Gedanken schweifen weit in die Vergangenheit, als die Eiche noch klein .... und der Mond immer schon uralt war .... auch deswegen geht man so früh durch Kälte und Dunkelheit ...

Der Frost dringt zähe durch Daunenjacke und Fellstiefel, Schal und Bart kleben mit eisigen Tröpfchen zusammen durch den heißen, wolkigen Atem - ich warte auf den Mond - ich weiß nicht wirklich genau, ob er überhaupt eine gute Position zum Baum einnehmen wird. Schon einmal bin ich morgens hier herauf gegangen - umsonst, weil ich zu spät aus den Federn gekrochen bin ...

2012-02-12 / ef 2012-02-13

Aber diesmal hat es gepasst ...

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Sanft leuchtet der nicht mehr vollkommene Mond vom Morgenhimmel, wird begrüßt von den nachtstarren Astspitzen der alten Eiche ... seit wievielen Hundert Jahren sie sich wohl so begrüßen ....

2012-02-12

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Eigentlich wollte ich ja zeigen, was mich letztens beunruhigt hat an der alten Eiche - aber es kam noch etwas Unerwartees hinzu. Gewohnheitsmäßig mache ich "mein" Bild vom ebenso gewohnten Standort am Waldrand. Wie ein Scherenschnitt hebt sie sich vom gleichmässig bedeckten Himmel ab, diesmal sind die Äste schon wieder schneefrei - ich denke kurz, dass es eigentlich nur eine weitere Wiederholung fast gleicher Bilder aus der Vergangenheit ist .... doch irgendetwas noch einmal Anderes stört plötzlich .... und erst der direkte Vergleich läßt es mich bemerken ... da findet sich links halbhoch in der Krone ein plötzlich endender Ast, der mir noch nie aufgefallen ist ....

2012-02-19

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Eine genauere Nachschau zeigt, dass die alte Eiche "gestört" hat ... ganz früher war sie wohl ein Heiligtum, ein Bildbaum mit daran befestigten Heiligenbildern ... danach irgendwann wurde sie aufgrund ihres Alters oder ihres Wuchses oder wegen Beidem zum "Naturdenkmal" erklärt .... aber alles nützt heute nichts mehr, wenn ein Ast "stört" .... die Motorsäge ist schnell gezückt - und schon fällt wieder mehr Licht auf irgendeine Ackerfläche, die nun wohl erst so wirklich ertragreich ist! Oder nun hängen die Äste nicht mehr tief herab und zwingen zum lästigen Ausweichen ...

2012-02-19

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Breit ist er schon geworden, der erste Riss in der Rinde, den der Frost vor wenigen Jahren aufgesprengt hat ... große Teile sind bereits abgesplittert - ein großes Stück habe ich mit nach Hause genommen - wer weiß, was daraus eines Tages für ein Erinnerungsstück werden kann? Und immer weiter arbeiten sich die ersten Anzeichen des Alterns voran - immer empfindlicher gegen diese Art von Nadelstichen wird der Baum schließlich werden ... die Spuren sind unverkennbar ...

2012-02-19

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Heuer setzt sich der Riss schon weit nach oben fort, erreicht schon die Unterseite des ersten, mächtigen Astes ... und langsam und sicher tastet sich das Unheil immer tiefer in das so harte Eichenholz ... schon sind die ersten Spuren von hackenden Vögeln zu sehen, die sicher nicht umsonst hier ihr Glück versuchen .... Der Spalt wird erweitert, weiche Rindenteile entfernt .. und neben dem Spalt finden sich jene Löcher, wo Spechte oder Meisen unter der Rinde nahrhafte Beute zu machen hofften ... das sichtbare Holz färbte sich bereits verwitternd braun ...

2012-02-19

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Noch näher gehe ich - und da sind die ersten wirklich bedrohlichen Anzeichen: Löcher mitten im Bereich des harten Holzes, von Käfern oder anderen holzbewohnenden Insekten gebohrt, genagt, gefressen und gemeißelt ... sie sind die ersten Wegbereiter für den endlichen Tod irgendwann in weiter Zukunft: hier wird die Feuchtigkeit eindringen, und auf deren Spuren werden Pilze ihr Wurzelgeflecht langsam aber sicher ins Innerste des Baumes schicken und ihre tödliche, zerlegende Areit beginnen ... lange wird es zwar noch dauern, aber begonnen hat es bereits ...

2012-02-19

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Liegen wegen der drohenden Gefahr so unzählbar viele Eicheln unter dem Baum? Nutzt er die letzten Jahre, um noch rasch seine Nachkommenschaft millionenfach zu sichern?
Aber der Boden ringsum besteht aus Forststraße, Güterweg, Acker und Wiese ... es besteht kaum eine Chance, dass eine Eichel tatsächlich fruchtet - nur wenn ein gutmütiger Eichelhäher eine in den Wald trägt und sie dort vergisst, besteht eine wirkliche Chance ....

2012-02-19

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Wieder einmal stehe ich unter der alten Eiche und schaue staunend den Stamm entlang empor. Ein dürrer dünner Ast fällt mir ins Auge .... ich folge seiner Kontur bis zum Stamm und sehe, begreife ....Irgendwann vor langer Zeit ist der Ast abgestorben, und seitdem bemüht sich der Baum, ihn vom Stamm her mit Borke zu überwuchern, um den Gefahrenherd auszuschalten, der irgendwann ein Tor für Feuchtigkeit, Fäulnis und Pilze ins Innere bilden könnte ...
Gleich daneben die aufgeplatzte Rinde - habe ich hier eine Ursache, DIE Ursache gefunden?

2012-02-25

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Der Abend bringt endlich Ruhe in den aktionsvollen Tag - und der Besuch bei der alten Eiche ist immer noch nicht Routine!

Während der Atem ruhiger wird - viel zu schnell bin ich weggegangen und nur langsam finde ich "meinen" Schritt - und das Himmelsrot verblaßt, beginnt die Veränderung bemerkbar zu werden ...

Raben jagen einander durch Baumwipfel, Amseln zetern lauthals und ein verspäteter Grünspecht lacht im Wald ...

Bei der Eiche dunkelt es bereits - und beim Heimweg wird es offenbar: ein in der Dunkelheit balzender, laut sein krächzendes "kärrrräx" rufender Rebhahn, hinter den Baumkronen tönt der schrecklich-schaurige Ruf eines niedrig vom Mäusefang heimziehenden Graureihers, und der ganze Waldrand scheint von Amselhähnen besetzt, die lauthals in die Dunkelheit singen ...

Der Frühling ... !!!

2012-03-02

 

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Ende März: Der Frühling wärmt Boden und Pflanzen, die Luft jedoch ist noch kalt und wird während der Nacht noch eisig. Zart schiebt sich erstes Grün überall aus dem Boden, und die ersten Blattspitzen zeigen sich im Gebüsch - frühe Blüher überziehen schon ungeduldig ihre Knospen mit einem buntfarbigen Hauch.

Tagsüber summen schon Bienen über Weidenkätzchen, und im Wald hämmern schon die Spechte um die Wette im Kampf um die spitzschnäbelige Braut: einer hat einen dicken hohlen Ast erwischt und spielt den ruhigen Bass, ein anderer sitzt an der Spitze eines morschen langen Zweiges und trommelt einen flotten Marsch ...

2012-03-25 / ef 2012-03-29

... und die Eiche läßt sich von der Sonne wärmen und wartet geduldig auf ihre Zeit ...

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Noch schaut die alte Eiche blattlos übers Land, aber sie hat ihren Winterschlaf schon beendet und wartet geduldig auf ihre Zeit. Der Saft quillt schon nach oben und wird in jede Zweigspitze gelenkt, wo sich die schweren Knospen tausendfach ballen, sich blähen und darauf warten, sich der Sonne entgegenzurecken, sich zu entfalten, das Licht zu trinken ....

2012-03-25

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September 2012: Fällt plötzlich nicht mehr Licht als in den Vorjahren durch die Krone der alten Eiche? Sind die Blätter nicht kleiner und lassen die Belaubung nicht mehr ganz so dicht erscheinen wie bisher? Was ist mit ihm?

So lange Jahre stand sie scheinbar unverändert da, unerschütterlich, fest verwurzelt, weit in die Landschaft schauend und von selber von weitem zu sehen, Sommer um Sommer, Winter um Winter .... die Geheimnisse jener Menschen, die unter ihr saßen, lachten, stritten und liebten hat sie schweigsam bewahrt .....

2012-09-22 / ef 2012-11-02

Ich umkreise den Stamm, schaue, prüfe, betrachte ... ich umkreise den Stamm, berühre, fühle ... und sehe ....

Wie lange wird sie noch sein?

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September 2012:

Fällt nicht mehr Licht als in den Vorjahren durch die Krone der alten Eiche? Sind die Blätter nicht kleiner und lassen die Belaubung nicht mehr ganz so dicht erscheinen wie bisher? Beginnt er zu reagieren auf die tiefe Verletzung des Stammes, die ganze Rindenteile absplittern hat lassen ???
So lange Jahre stand sie da, unerschütterlich, fest verwurzelt, weit in die Landschaft schauend und von selber von weitem zu sehen, Sommer um Sommer, Winter um Winter .... die Geheimnisse jener Menschen, die unter ihr saßen, lachten, liebten hat sie schweigsam bewahrt ..... wie lange wird sie noch sein?

2012-09-22

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September 2012:

Verfärbt sich das lichter gewordene Laub schon früher als die Jahre zuvor? Sind nicht weniger Früchte zu sehen oder im Laub nur besser versteckt?
Sorgenvoll schaue ich in die Krone und mache mir meine Gedanken .... vergleiche, erinnere mich, betrachte und denke nach ....

2012-09-22

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September 2012:

Die Borke ist noch weiter aufgeplatzt und bereits herabgebrochen - das Kernholz liegt blank dem Wetter ausgesetzt. Die Nordseite ist es, und von dieser Seite kommt Kälte und Regen. Und Feuchtigkeit dringt in den Raum zwischen Borke und Holz, läßt langsam faulen und verwittern ... und schon haben sich Pilze dort angesiedelt wie ein Krebsgeschwür, und diese kleinen unauffälligen Pflanzen arbeiten mit am beginnenden Zerfall dieses mächtigen Baumes .... dringen mit ihrem Myzelium weit vor in den Zwischenraum der Rinde und des Holzes ... und in ihrer Folge lauert das Wasser, das in diese Kanäle nachdrängt, Fäulnis und Verderben mit sich bringend ...

2012-09-22

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September 2012:

Weiter unten am Stamm, dort wo das Gras für zusätzlichen Schatten und zusätzliche Feuchtigkeit sorgt, lauern weitere Pilze, die bereits ihre Fruchtkörper fertig ausgebildet haben. Auch sie fördern das Eindringen der Feuchtigkeit - das dunkel werdende Kernholz zeigt, dass es dem Angriff nicht mehr lange standhalten wird ... ein kleiner, langsamer Anfang vom Ende ....

2012-09-22

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Die Nacht nach der Wintersonnenwende hat wieder Schnee gebracht, die Temperaturen sind jedoch viel zu hoch, und schon hört man es überall schwer von den Ästen tropfen. Die alte Eiche schält sich beim Näherkommen aus dem Nebeldunst und präsentiert kraftvoll die weißen Linien des schweren Schnees auf ihren weit ausladenden, mehr als schenkeldicken Ästen ...

2012-12-22 / ef 2012-12-22

... ringsum ist Stille ...

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Der Schnee knirscht und quietscht vor Eiseskälte unter den groben Sohlen der Stiefel - langsam schält sich aus dem Morgenblau die Eiche, die ungerührt vom leichten eisigen Wind über der Landschaft majestätisch thront ... die Sonne wartet hinter dem Horizont, und es ist ungewiß, ob sie die Wolken durchdringen kann; der eben noch rote Mond ist in bleichem Weiß im Dunst verschwunden

2013-01-06

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Der Winter hat in der Märzmitte noch einmal kräftig ausgeholt, hat Schnee in Menge herausgeschüttelt aus den grauen Wolkenmassen und hat klirrende Kälte übers Land gelegt. Die Eiche jedoch steht unverdrossen, trägt stoisch die weiße Last und streckt trotzig die Äste in die Kälte hinaus ... sie spürt besser als wir den nahen Frühling, der schon in der Erde steckt und heraus will ....

2013-03-15

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Ein ganzes Jahr liegt zwischen den letzten Bildern und diesem hier von der alten Eiche.
Weit ist die Rinde am Stamm inzwischen aufgeplatzt, und weit zieht sich ein Spalt die mächtigen Äste hinauf .... der erste Schnee des heurigen Jahres hat lange auf sich warten lassen, aber jetzt bedeckt er die Äste und Zweige der alten Eiche, zeichnet sanft die Konturen nach .... und läßt aber auch bemerken, dass sie auf jener Seite, wo der Stamm seine Wunde trägt, "verkürzt" ist, dass die Äste nicht so lang sind wie auf der anderen Seite ...

Ob dies schon ein Hinweis auf die Verwundung, auf das fortschreitende Absterben ist?

2014-01-26 / ef 2014-01-27

Aber immer noch steht sie mächtig und gebieterisch an ihrem Platz und reckt trotzig ihre weit ausladenden Äste in alle Richtungen ...

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Die Eiche - Jänner 2015

Lange war ich nicht mehr dort ... ohne Hund hat es mich scheinbar nicht wirklich hingezogen ... aber eines Tages war es doch wieder einmal so weit .... und wie ein alter Freund hat er (oder sie?) mich begrüßt, scheinbar unbeeindruckt vom Winter und die Äste wie immer kraftvoll in alle Richtungen streckend ....

2015-01-29 / ef 2015-03-05

...aber die Nähe macht es dann sichtbar! Es braucht keine genaue Analyse, kein forschendes Umkreisen mehr .... Die Eiche ist krank, schwer krank ....
In großen Platten bricht die Rinde weg; es ist nach den Spuren rundherum nicht auszuschließen, dass die Jugend, welche den Baum als Treffpunkt nutzt, die Rinde noch weiter ablöst, als es Wind und Wetter schon tun ...

2015-01-29 / ef 2015-03-05

Und dort, wo die oberkörperdicken Äste angesetzt sind, ist die Rinde ebenfalls schon gespalten, noch weiter aufgerissen als beim letzten Besuch ... und der Riß setzt sich weit nach oben fort, verschwindet in einer Achsel zwischen zwei Ästen ...

Es ist Zeit, eine Entscheidung zu treffen ... Helfen? Zulassen? ... den Frühling werde ich noch abwarten, denn schon einmal hat die Eiche zu mir gesprochen, mich etwas gänzlich Fremdes Neues spüren lassen. Jedenfalls werde ich eine selbstgestellte Aufgabe übernehmen - Wächter des Baumes zu sein! Ich werde nicht nur hier über sein Leben - und vielleicht Sterben - berichten. Ich werde versuchen, Zugang zu den Jugendlichen zu finden und vielleicht hören sie mir ja zu. Vielleicht kann ich ihnen DEN BAUM nahebringen ...

2015-01-29 / ef 2015-03-05

Bevor ich mich umdrehe und heimgehe, schaut mich die Eiche noch einmal mit ihrem Auge an .... zwinkert mir das vertraute Elfenauge zu ...

2015-01-29 / ef 2015-03-05

Der Frühling kommt. Die Entscheidung auch ....

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Die Blätter hatten noch nicht ausgetrieben, als ich sie im März besucht habe. Sie hat mich wie eine alte Freundin schon von Weitem begrüßt - kein Gedanke an Kummer und Tod, als ich mich ihr genähert habe ... eine helle, friedliche, heitere Stimmung war irgendwie an dem Platz zu spüren ... ich habs auf den beginnenden Sonneschein geschoben ...

2015-04-11 / ef 2015-05-05

Nach einer ersten stillen Begrüßung und einem weiteren prüfenden Blick bin ich näher gegangen. Beim Umrunden des Stammes zur näheren Kontrolle plötzlich etwas Merkwürdiges, Fremdes an der aufgeplatzten Rinde am Stamm ...

2015-04-11 / ef 2015-05-05

Man sollte Wissen, dass hier ein Treff der lokalen Jugend ist - man hat Ruhe, die Erwachsenen sind weit - und das sicher schon seit urdenklichen Zeiten, wie die eingeritzten Herzen in der Rinde der umliegenden Bäume zeigen ... aber das hier schaute so anders aus .... fröhlich ....

2015-04-11 / ef 2015-05-05

Die ganze Eiche wirkte fröhlich ....

Und diesen Eindruck habe ich danach auch mit nach Hause genommen ...

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09.02.2016

Es war wieder einmal Zeit, vorbeizuschauen ... während die Morgensonne schon das umliegende land erhellt, ist die alte Eiche noch im Schatten und zeichnet einen hübschen Scherenschnitt in den Himmel ...

... aber man meint - eigentlich ist es dafür viel zu bald - schon den Frühling in der Luft zu bemerken, und am nahen Waldrand hört man schon hektisch die ersten Meisen rufen ... und sogar ein Specht läßt sein hallendes Klopfen schon hören ...

Leider klafft die Rinde schon wieder im oberen Stammteil ein Stück weiter auf ... irgendwo in einer Astachsel wird wohl das Wasser eindringen und seine unheilvolle Arbeit tun ...

Im unteren Bereich allerdings vernarbt die Rinde recht gut, sie bildet einen kernigen Wulst entlang der Bruchfläche ... allerdings nicht überall gleichschnell, und so wird wohl die Zukunft zeigen, wer schneller ist: das zu bildenden Narbengewebe oder Wind, Wetter und Wasser ...

Aber es war schön, wieder einmal hier gewesen zu sein ...

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