Hopfing - Feichtau Al

13.11.2005

Der Herbst - blaues Licht läßt die Ebene am Beginn der Wanderung geheimnisvoll erscheinen. Die Kälte bringt den Wanderer zum schnellen Ausschreiten. Wer nicht darauf vorbereitet ist, wird an den Schönheiten einfach mit schnellen Schritten vorbeiwandern, nur darauf bedacht, dem Frost am Wegrand zu entkommen ....

... dabei sollte man sich Zeit nehmen, stehenzuleiben und das Auge die Wunder am Wegrand wahrnehmen lassen: Feine Gespinste werden zu luftigen Zelten, steile Waldflanken tauchen auf und verschwinden wieder im geheimnisvoll verdeckenden Nebel.

Wie soll man da nicht an die Trolle und Berggeister denken, die unsere Ahnen in dieser grauen Zeit gedanklich so beschäftigt haben?

Bizarre Baumstämme, den ganzen Sommer lang unauffällig im allgemeinen Grün versteckt, lenken mit ihrem Moosmänteln die Aufmerksamkeit auf sich. Moose? Da muß es feucht sein ...

... und nur wenige Schritte weiter rauscht wirklich das Wasser zischend und tobend, sich zwischen Felsen durchzwängend talwärts. In glasklaren Tümpeln sammeln sich die zahllosen Tropfen und verbreiten plötzlich nichts als geruhsame Stille.......

Der Weg führt uns weiter nach oben durch Buchenwald. Der Frost vieler Vorjahre hat seine Arbeit vollendet: große Platten Gesteins wurden abgesprengt und auf ihrem reißenden Weg hangabwärts werden sie zum Schicksal so manchen Baumes.

Die Düsterzone des Nebels ist durchschritten. Ein Blick zurück zeigt uns die besonnte Landschaft mit dem Hochsengs im Hintergrund. Über der Hopfing liegt immer noch ein Wattebausch .... Nun dauert es nicht mehr lang und die wärmende Sonne ist erreicht ....

Die Opfer alter Rutschungen, die durch allzuviel Regen ausgelöst wurden, bieten Nahrung und Boden für Schwämme. Diese machen den gestürzten Baum mürbe und bereiten ihn für die Besiedelung durch Insekten vor, die das Werk fortsetzen werden ....

Auf dem Almboden der Feichtau angekommen, zeigt sich die ganze Härte, aber auch die nicht nachgebende Vitalität der Natur. Ein unter der Bruchstelle des Stammes befindlicher Ast wird einfach umfunktioniert und bildet nach Jahren eine neue Krone - und schon geht das Leben weiter. Ist das Leben aber tatsächlich zu Ende, dauert es viele Jahre, bis alle Spuren tatsächlich verwischt sind ....

Die Feichtau-Hütte des Alpenvereins, eine Selbstversorgerhütte, und ....

die Polz-Almhütte, wo die abschließenden Arbeiten für die kommende Winterruhe durchgeführt werden an diesem vielleicht letzten schönen Wochenende ...

Noch zwei Zeitzeugen auf der Feichtau-Alm, beide bereits unbelebt, aber immer noch trotzig mahnend, nicht zu rasch aufzugeben ....

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Der Weg zurück ins Tal: Die Nebeldecke ist wieder höher gestiegen. Bald wird sie mit Schatten und Kälte wieder an den kommenden Winter erinnern wollen ... aber wir haben ja gelernt, die Augen offen zu halten und das verborgene Schöne nicht zu übersehen .....

 

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