Die tapferen Dürnsteiner

Im Österreichischen Erbfolgekrieg kamen die Franzosen im Herbst 1741 ins Donautal und wollten das alte Städtchen Dürnstein überrumpeln. Das wäre für sie ein leichtes gewesen, zumal seit dem Abzug der Schweden im Jahre 1645 die Stadtmauern arg durchlöchert und die festen Türme vom Feuer halb zerfressen waren. Doch in Dürnstein lebte zur damaligen Zeit ein pfiffiger und beherzter Bürger, der durch einen listigen Streich sein Vaterstädtchen rettete.

Als die Feinde vor dem Donauorte lagen, den Angriffsplan erwogen und zum Sturme rüsteten, ließ der schlaue Mann über Nacht die Brunnenröhren ausheben, pechschwarz anstreichen und durch die Stadtmauern hinaus- stecken. Am Morgen starrten sie wie unheimliche Schlunde von Kanonen auf die Feinde herab und versetzten diese in Angst und Schrecken. Doch noch mehr entsetzten sie sich, als sie den Heidenlärm vernahmen, den hinter den Mauern die Bürger mit verrosteten Trommeln, alten Kupferkesseln und schmetternden Trompeten machten. Dabei ließen sie Pöller krachen, wobei sie den Rauch aus den Brunnenröhren hinaustrieben.

Da rief der feindliche Feldherr unmutig aus: "Ei, hol der Teufel das bewehrte Nest! Solch starke Besatzung hätte ich in diesem winzigen Städtchen nicht vermutet. Dürnstein einzunehmen, möge ein Wallenstein versuchen, wir wollen unsre Haut nicht zu Markte tragen!" Darauf brachen die Feinde die Belagerung ab und zogen von dannen, vor Dürnstein aber waren sie nie mehr erschienen. Den unerschrockenen Bürger umjubeIten die Einwohner und priesen ihn als Retter des Heimatstädtchens, der die Franzosen durch seinen lustigen Streich das Gruseln gelehrt hatte.

Quelle: Schelme und Narren; Josef Pöttinger; Verlag Ferdinand Ertl Wien; 1941

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