Wie der Strudel und Wirbel entstanden sind

Wie in der Wachau bei Spitz, wollte der Teufel auch im Strudengau eine Steinmauer quer durch die Donau aufführen, damit recht viele Menschen und Schiffe zugrunde gehen sollten. Schon war er mit seinem nächtlichen Werk fast zu Ende, als in Hößgang ein Hahn krähte und so das teuflische Unternehmen vereitelte. Voll Wut und Grimm warf der Teufel den letzten mächtigen Felsblock, den er eben herbeigeschleppt hatte, weit von sich, daß die Donau ein Loch bekam und unterhalb dieses Loches eine Felsinsel entstand, jenes der Strudel, diese der Hausstein mit dem Wirbel genannt. Oft hockte der Teufel auf dem Haussteinfelsen und wartete auf arme Seelen. Einmal kam eine Zille mit Walliahrem die Donau herab und verunglückte an der gefährlichen Stelle. Doch der Böse bekam nur eine einzige Seele, die anderen fing die Gottesmutter mit ihrer Schürze auf.

Nach einer anderen Sage ließ sich einst des Teufels Großmutter im Strudengau einen Palast erbauen, der schöner als alle anderen Schlösser und Kirchen sein mußte. Hier saß nun die Alte bei einem Fenster und guckte unentwegt auf die Donau. Viele Schiffer fuhren betend und singend vorbei und schlugen höchstens ein Kreuz, wenn sie die häßliche Oberteufelin erblickten. Das verdroß diese ganz gewaltig, und als einmal gar ein junger Schiffsknecht, dem sie von ihrem Schlosse aus zuwinkte, ihr die lange Nase zeigte und das Zeichen des Aufhängens machte, geriet sie in eine so fürchterliche Wut, daß sie einen gewaltigen Felsblock ausriß und mit furchtbarem Gebrüll in die Donau schleuderte. Die Steinkugel schlug zwei gewaltige Löcher in den Strom, durch die dann die Großmutter des Teufels mit Fluchen und Schimpfen in die Hölle zurückfuhr. Diese Löcher bildeten den Strudel und Wirbel. (Nach Dr. Ortmayr, Petschan, Heimerl, Herbst.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, Band II; gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten; Herausgegeben von Ferdinand Adl, Amstetten 1952

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