Die Schatzgräber auf Landskron

Nordöstlich von Villach liegt die Ruine Landskron; nur von Osterwitz an Lage und Kühnheit der Bauart übertroffen, überragt sie an Größe, Mauerfestigkeit und mächtigem Umfang alle anderen Schlösser des Landes weitaus. Einst soll sie Jägersberg geheißen haben und Eigentum des Grafen von Sternberg gewesen sein. Eine Tochter des Sternberger wurde einem Herzoge von Kärnten vermählt und bekam Jägersberg neu erbaut als Mitgift. Die holde Grafentochter wurde allgemein hochgeehrt und zum bleibenden Andenken ihrer Milde und ihrer Tugenden erhielt das Schloß den Namen „Krone des Landes“, was später in das mundgerechtere „Landskron“ umgewandelt wurd.

Der Sage nach verbarg Johann Khevenhueller bei seiner Auswanderung beträchtliche Schätze in Landskron, um sie bei möglicher Rückkehr sich und seiner Familie zu erhalten. Diese Vermutung hat zu vielen Nachgrabungen und Schatzbeschwörungen selbst bis in die neuere Zeit herein Veranlassung gegeben, davon eine hier erzählt sei.

Eines Tages tat sich ein tapferes Häuflein ehrsamer Bürger des nahen Städtchens zusammen und beschloß, die Hinterlassenschaft Khevenhuellers zu heben. Leider trafen sie ihre Vorbereitungen nicht mit der gehörigen Vorsicht und Verschwiegenheit und so erfuhren von dem beabsichtigten Zug und der dazu bestimmten Nacht einige Männer, die alsbald einen lustigen Plan darauf bauten. Als jene Nacht anbrach, begann in der alten Burg schon eine geraume Weile, ehe die Schatzgräber anrückten, ein ungewohntes Leben und Regen; phantastische Gestalten tauchten auf und hätte sich nicht hie und da ein Kichern und Lachen vernehmen lassen, man hätte glauben können, die schätzehütenden Geister rüsteten sich zum Kampfe gegen die nahenden Beschwörer. Erst als diese in feierlichem Schweigen, ganz erfüllt von ihrem unheimlichen Beginnen, den Berg hinanstiegen, wurde es stille drinnen in der Burg. Die Beschwörer begaben sich an die für richtig befundene Stelle, machten allerlei Hokuspokus und sprachen endlich die feierliche Beschwörung. Als diese vollendet war und erwartungsvolle Stille eintrat, rauschte es im Gebüsche, eine hohe und fremdartige Gestalt trat hervor und reichte wortlos einen goldglänzenden Schlüssel dar. Schon streckten sich die Hände der Glücklichen danach aus, als plötzlich aus der Finsternis spukhafte Wesen auftauchten, die mit teuflischem Geheul den entsetzten Schatzgräbern den schätzelösenden Schlüssel wieder entrissen. In wilder Flucht setzte das erschreckte Häuflein den Schloßberg hinab und noch lange tönte ihnen das fürchterliche Gelächter der Dämonen nach. – Nach einem alten Sprichwort braucht, wer den Schadne hat, für den Spott nicht zu sorgen und den ernteten auch die verunglückten Schatzgräber reichlich, als das Stücklein bald die Runde durch das ganze Land machte. Das Schatzgraben aber, sagt der Geschichtsschreiben, hat damals für Kärnten den Todesstoß erhalten.

Quelle: Kärntner Sagen; Franz Pehr; Verlag von Joh. Heyn in Klagenfurt; 1913

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