Die Türken im Rosentale

In St. Johann im Rosental drangen die Türken in die Kirche und einer von ihnen hieb mit dem Schwerte nach der Muttergottesstatue, traf sie über der Stirne und es floß Blut heraus. Noch heutigen Tags „kennt“ man den Hieb. – Dann zogen sie weiter nach Suetschach. Hier wurden sie wunderbar aufgehalten; sie kamen plötzlich nicht mehr weiter, da ihre Pferde in der Erde zu versinken drohten. Seit jener Zeit heißt das Dorf svetize, heiliger Ort.

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Einmal kam eine Schar Türken nach Kappel im Rosentale. Wo die Hollenburgerbrücke über die Drau führt, unter einem Lindenbaume stand der türkische Pascha, die Türken um ihn herum. Da kam jenseits der Drau der Bauer Pekovz von seinem Hause herab, schoß aus dem Erlengebüsch über den Fluß und traf den Pascha, daß er tot niederfiel. Die Türken, jetzt ohne Anführer, brachen sogleich auf, wendeten sich gegen Zell und wollten über die Gebirge zurück. Es kam die Nacht, dazu fiel dichter Nebel und es wurde so finster, daß man die Hand vor den Augen nicht sehen konnte. Zwei Bauern aus Zell mußten als Wegweiser dienen; diese verabredeten sich unterwegs, führen die Türken auf den Bergen herum und in unauffälliger Weise gerade an einen Felsenabgrund. Die Türken sahen in der stockfinstern Nacht den Abgrund nicht und die ganze Schar hüpfte nacheinander über die Felsen hinab und erschlug sich. Die Bauern gingen nach Hause und brauchten von da ab statt aller Abgaben der Herrschaft nur mehr alljährlich zwei Krautköpfe bringen; Pekovz wurde von allen Abgaben auf immer befreit.

Die Felswand, wo die Türken ums Leben kamen, heißt seitdem sveta pec, die Heilige Wand (Uebergang vom Loibl- ins Bodental).

Quelle: Kärntner Sagen; Franz Pehr; Verlag von Joh. Heyn in Klagenfurt; 1913

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