Der See auf der Koralpe

Auf der Koralpe erblickt man einen von hohen Felsten gleich Mauern umragten, dunklen See. Dort soll eine Nixe hausen, die nur wenige Alte gesehen und gehört haben. Diese erzählten, daß die Nixe allen Hirten Schutz und Gedeihen verspreche, wenn sie unterlassen, ihre Ruhe zu stören und einen Stein in ihr kristallenes Haus zu werfen. Gläubig wurden die Erzählungen der Alten hingenommen und niemand störte die Herrin des Sees. Da erfaßte einen jungen Hirten das Verlangen, die Nixe zu sehen und die Wahrheit der Erzählungen zu erproben. Mit einem schweren Steine nahte er sich dem See und schleuderte ihn in dessen Grund. Sofort erhob sich ein wilder Sturm und zornerfült tauchte die Nixe aus der Tiefe empor. Rasch begannen die Fluten des Sees zu steigen, immer höher und höher stiegen sie, bis sie den Frevler erreichten, der vergebens sein Heil in der Flucht suchen wollte. Am nächsten Morgen fand man ihn tot am Ufer des Sees, der ruhig und friedlich dalag wie früher.

Quelle: Kärntner Sagen; Franz Pehr; Verlag von Joh. Heyn in Klagenfurt; 1913

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