Der Sieg im Erlenhain
(Entstehung von St. Veit)

Wie so viele andere Städte, verdankt auch auch St. Veit sein Entstehen einer religiösen Empfindung und dem darauf beruhenden frommen Gelübde. Es war im Jahre 901, als die Ungarn ihren Rückzug aus Italien durch Kärnten nahmen und hier die Greuel ihrer Verwüstung fortsetzten. Die Gegend zwischen Friesach und dem nachmaligen St. Veit war das große Schlachtfeld, Herzog Ratold, der Sohn Arnulfs, Anführer der Caranthanen. Da hatte Ratold, den bange Zweifel quälten, ob er den ungleichen Kampf wagen dürfe, einen wunderbaren Traum. Es erschien ihm der heilige Märtyrer Veit, riet ihm zum Kampfe und verhieß ihm den Sieg. Hoffnungsfreudig erwachte Ratold und gedachte, wenn sich das Traumgesicht erfülle, St. Veit zu Ehren eine Kirche zu erbauen.

Als die Sonne sank, waren zahllose Heiden getötet, die übrigen in wilder Flucht begriffen. Im Dankesgebet lag Ratold mit seiner Heldenschar auf den Knien; waren sie doch aus der drohenden Gefahr der Knechtschaft gerettet! Dort, wo der Mühlbach aus dem Erlengraben sich der Glan zuwendet, war der Sieg entschieden worden; an dieser Stelle ließ Ratold Gebüsch und Waldung lichten und begann den versprochenen Bau. So entstand das Gotteshaus St. Veit „am Erla“ (in den Erlen), um dessen Mauern, als ein Asyl, sich bald Anbauer niederließen. Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich St. Veit erst zum Markte und später zur Stadt, die sogar Jahre hindurch die Hauptstadt Kärntens war.

Quelle: Kärntner Sagen; Franz Pehr; Verlag von Joh. Heyn in Klagenfurt; 1913

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