Der Wassermann im Wörthersee

Eine schmucke Dirn, die bei einem Pörtschacher Bauern im Dienste stand, ging eines Samstagabends allein in den Wörthersee baden. Sie mochte schon eine Weile im Wasser gewesen sein, als sie plötzlich von der Mitte aus etwas heranschwimmen sah. Der See warf hohe Wellen und mit riesiger Eile nahte sich ihr das schwimmende Etwas. Als es in ihre Nähe kam, erkannte sie an dem Schilfkranz in den Haaren und dem grünlich blassen Gesichte den ihr so häufig beschriebenen „Wassermann“.

Schreck und Entsetzen ergriffen sie, und so schnell sie konnte, lief sie dem Wohnhause zu. Atemlos erreichte sie dasselbe und schlug die Haustür hinter sich zu, daß sie in Schloß und Riegel fiel. Kaum war sie in Sicherheit, als sie auch den Wassermann vor der Tür hörte; aber eintreten konnte er nicht, denn die auf dieselbe geschriebenen Zeichen C + M +B + verwehrten ihm den Eingang.
Der Wassermann, der alljährlich ein paar hübsche Mädchen in den Seegrund hinabzieht, mußte diesmal leer ausgehen; die hübsche Dirne aber badete nie mehr nach Sonnenuntergang im Wörthersee.

Quelle: Kärntner Sagen; Franz Pehr; Verlag von Joh. Heyn in Klagenfurt; 1913

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