Die Sage vom Schoberstein

Unterhalb einer der Spitzen des Schobersteins zieht sich eine tiefe Felsspalte durchs Gestein. Die Leute der Gegend nennen sie das „Geldloch“. Wie häufig, erzählt die Sage auch von dieser Stelle, daß hier unausschöpfbare Reichtümer verborgen lägen. Viele hätten schon versucht, sie zu heben, aber keinem ist das je geglückt.
Da lebte nun auch einmal im Trattenbachtal ein armer Mann mit Weib und einem Kind. Oft sagte das Weib: „Wenn ich bloß wüßte, wie man den Schatz im Geldloch da oben heben könnte …“ Und eines Nachts stiegen beide wirklich hinauf und versuchten ihr Glück. Es war ihnen ganz unheimlich zumute. Endlich hatten sie die Höhen erreicht und suchten den Eingang der Höhle. Dort klopften sie an und es kam richtig ein Zwerg heraus. Den baten sie nun inständig, ihnen doch einiges von den Schätzen des Schobersteins zu geben. Der Zwerg sagte: „Nein! Aber wenn ihm mir euer Kind bringt, dann sollt ihr davon haben.“ Und die armen Leute in ihrer Not brachten es wirklich! Eine unsichtbare Hand griff darnach und verschwand damit. Dann warf sie Schätze heraus. Die Eltern aber waren zu Tode erschrocken und wollten nur ihr Kind wieder haben. Aber alles Bitten und Flehen blieb umsonst. Freudlos lebten die Leute von nun an dahin bis an ihr Ende.

Quelle: Heimatbüchlein von Ternberg;
Aus dem Nachlaß meines Vaters zusammengestellt von R. Neudorfer;
Im Selbstverlage des Verschönerungsvereines Ternberg-Trattenbach;
Vereinsdruckerei Steyr; Ternberg 1931

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