Seebauer, der Klingenschmied

In dem lieblichen Tale der Raming, in Kleinraming und der auf den schattendunklen Nordabhängen des Damberges in tiefster Einsamkeit weitverstreut liegenden Ortschaft Unterwald werkten einst viele Klingenschmiede. Diese waren einst eine stolze Zunft. An den Jahrtagen und sonstigen Feiertagen, deren es damals nicht wenige gab, ging es immer hoch her; lustiger Sang ertönte und manche tollen Streiche wurden aufgeführt von den allzeit zu Scherz und Spaß aufgelegten Klingenschmiedgesellen.

Unter den Fröhlichen war bisweilen auch ein finsterschauender, unheimlicher Geselle, der einem anderen, nicht erlaubten Gewerbe nachging, von dem die Sage manch merkwürdiges Geschichtlein zu erzählen weiß. Der Klingenschmiedgeselle Seebauer vom Moserhause, einer Klingenschmiede in Unterwald, Pfarre St. Ulrich, war ein leidenschaftlicher Wilderer, der nicht nur die Wälder des Damberges, sondern auch die Wälder der vielen Berge, die in den Voralpen aufragen, durchstreifte. Manches edle Wild brachte er zur Strecke.

Die Jäger, so sehr sie auf ihn aufpaßten, konnten den wilden Gesellen nicht zur Strecke bringen. Er konnte nämlich mehr als andere; er wurde von den Leuten gemieden, weil sie meinten, er habe mit dem Teufel einen Pakt geschlossen und sich so seiner Hilfe versichert. Er konnte sich, wie die Leute sagten, " verblenden", das heißt unsichtbar machen.

Oft sind die Jäger auf dem Stock gesessen, in den sich der Seebauer verwandelt gehabt und haben auf ihn Vorpaß gehalten. Sie rauchten und hauten ihren "Pfeifenstierer" oder "Stritter" in den Stock, daß er glaubte, er müsse aufspringen und davonlaufen, so weh hat's getan. Eines Tages, wie die Leute sagen, ging er mit dem Teufel, aber nicht freiwillig.

Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5

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