Die wilde Jagd im Waldgraben

Der Wendbachgraben ist ein langer, dunkler Waldgraben, der sich am linken Ufer der Enns, nicht weit von Ternberg, gegen den 1050 Meter hohen Mairalmkogel hinzieht; dem Graben entlang plaudert im steinigen Bette der Wendgrabenbach der Enns zu.
Es war einmal, daß ein Bauer in finsterer Nacht, bei Sternengefunkel, mit eiligen Schritten durch den einsamen Wendbachgraben ging. Plötzlich hörte er in den Lüften ein schreckliches Sausen und Brausen. Er wußte es wohl, daß dies die wilde Jagd war.

Trotzdem er es eilig hatte, blieb er mitten auf der Straße stehen; denn hätte er dies nicht getan, so würde ihn die wilde Jagd mitgenommen haben. Plötzlich fiel ihm eine lange, schwere Kette klirrend vor die Füße. Gleichzeitig rief ihm eine Stimme zu: "Pack an!"

Der Bauer hob die Kette auf, wand sie dreimal um den nächsten dicken Baum. Da erscholl abermals der Ruf: "Zieh' die Stiefel aus! Weil du so bereitwillig und stark bist, bekommst du deinen Lohn dafür." Nun fiel ein starker Hirsch vor ihm nieder und über Aufforderung von oben füllte der Bauer dessen Blut in seine Stiefel. Als er heimkam, war das Hirschblut gleißendes Gold geworden.

Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5

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