Die Auerkapelle

Auf einem bachumrauschten Hügel in Unterdambach, Pfarre Garsten, steht idyllisch die große, schöne, von Bäumen und Sträuchern umgebene "Auerkapelle". Den hübschen Altar schmückt eine schöne Statue der heiligen Maria mit dem Jesukinde. Im Türmlein hängen zwei Glocken, deren größere die Aufschrift trägt: „Gegossen in Linz bei Michael Teufelmayr 1821“. Die Kapelle wurde vom Besitzer des Auergutes Simon Scharweger auf Grund eines Gelübdes im Jahre 1822 erbaut.

An diese der hl. Maria geweihte Kapelle knüpft sich folgende Sage: Vor vielen Jahren war im Dambachtale eine pestartige Krankheit ausgebrochen, die viele Menschen wegraffte, ja ganze Häuser entvölkerte. Um diese schreckliche Krankheit zu bannen, ließ der Aubauer auf dem Hügel, nahe seinem Hause die türmleingeschmückte Kapelle erbauen.

Als die Kapelle erbaut und eingeweiht war, ließ der Bauherr ein Festmahl zubereiten und alle Nagelschmiede, Bauern und Hammerwerksleute des Dambachtales zur Tafel laden, um der kirchlichen Festhandlung auch ein weltliches Fest als Abschluß anzufügen. Er konnte das tun, war er doch als Besitzer des großen Auergutes, zu dem damals auch die heutige Rumpel-Mühle und ein gewinnbringendes Hammerwerk am rauschenden Dambach gehörte, der reiche Hammerwerksherr. Wenn der Hammer ging, hätte jeder Schlag des Hammers geklungen: „An Taler … an Taler … an Taler …“ Denn jeder Schlag, wie die Leute meinten, bedeutete einen Taler mehr zum Geldhaufen des reichen Hammerwerksherrn.

Die Leute lobten ihn ob seiner Kapelle, die er gestiftet. Sie rieten hin und her, was die Kapelle wohl gekostet haben mochte. Die Neugierigsten wandten sich an den Bauherrn und meinten, die große Kapelle, die eigentlich schon eine Kirche zu nennen wäre, müsse wohl einen schönen Haufen Geld gekostet haben. Doch der Hammerwerksherr gab die kurze, aber vielsagende Antwort: „Ön Gupf!“ Nämlich von seinem Geldhaufen.

Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5

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