Der Goldschatz im Kesselboden

Eine sagenumsponnene Örtlichkeit ist die zum Teil mit Waldbäumen und Sträuchern umsäumte Erdmulde am Nordabhang des Damberges, die allgemein "Im Kesselboden" genannt wird. Die grüne Wiesenmulde, in der einst ein Brünnlein floß, befindet sich nahe beim Bauernhaus Kern in Unterwald, Pfarre St. Ulrich, zu welchem Hause sie auch gehört. Wahrscheinlich hat die ziemlich umfangreiche Bodensenke wegen ihrer kesselartigen Form den bezeichnenden Namen erhalten. Die Sage aber weiß es anders und sie hat recht, denn die Sage ist souverän.

Gut, so hören wir. Im "Kesselboden" war einst ein Loch, halb mit Gras verwachsen, zu sehen gewesen, in dem ein mit Gold gefüllter Kessel stand. Bauern gingen zu dem Loch und wollten sich den Kessel holen. Als er gehoben wurde, sprang aus ihm ein schwarzer Hund. Darüber erschrocken, tat die Bäuerin, die bei der Hebung des Kessels mithalf, einen lauten Schrei. Weil aber bei der Hebung des Kessels, wollte man den Goldschatz glücklich bergen, kein menschlicher Laut gehört werden durfte, so konnte der bis zum Rand mit Gold gefüllte Kessel nicht geborgen werden.

Weil die Bauern aber begreiflicherweise den Goldschatz gerne in ihren Besitz bringen wollten, aber der greulich schwarze Hund, der niemand anderer als der Teufel war, wachsam auf dem Kessel saß, so daß sich niemand zu nahen wagte, gingen sie den Teufel um den Schatz an, das heißt sie baten ihn darum. Dieser versprach ihnen auch den Schatz, verlangte dafür aber eine Menschenseele, denn umsonst gibt auch der Teufel nichts. Die Bauern brachten ihm die taubstumme und nicht recht zurechnungsfähige Häuslbauern-Annamirl. Doch der Teufel sagte mit schnofelnder Stimme:

"Na, dö mag i nöt, dö g'hört der Moariedl!" Nämlich der heiligen Maria.

Als Dominikaner in der Heiligen Nacht zwischen 11 und 12 Uhr an der Stelle die Ausweihung vornahmen und den Teufel bannen wollten, versank der Kessel mitsamt dem Teufel. Auch das Loch schloß sich und kein Mensch hat ihn jemals wieder gesehen.

Eine andere der vielen Sagen, welche die Örtlichkeit des Kesselbodens umspinnen, weiß zu berichten: Zur Zeit der Franzoseneinfälle hat ein Bauer die Gelder und Wertsachen seiner Nachbarn und auch seinen eigenen Wertschatz im Kesselboden vergraben. Der Bauer ist aber von den Franzosen erschlagen worden. Nun weiß bis heute niemand die Stelle, wo der Schatz vergraben liegt.

Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5

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