Von Drachen und Lindwürmern

Das ganze Admonttal war einst ein großer See. Nur die Spitzen der hohen Berge schauten kühn heraus. In südöstlicher Richtung lag der Riesenleib eines verendeten Lindwurmes, der dem Wasser den Abfluß verwehrte. Eines Tages kroch ein Drache aus den Felsen der Hallermauern und soff das ganze Wasser des Sees aus. Nun wurde das Admonttal wieder schön und fruchtbar.

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In den tiefen Gebirgsschluchten der Hallermauern bei Admont hausen seit undenklichen Zeiten ungeheure Drachen und riesige Lindwürmer. In den nächtlichen Stürmen und bei heftigen Regengüssen hört man ihr Heulen, Pfauchen, Schnauben und Brüllen. Dadurch versetzen sie die Menschen und Tiere in Furcht und Zittern.

Einmal drang ein solcher Lindwurm aus dem Felsengebirge hervor und mit ihm ungeheure Wasser- und Schuttmassen, so daß der fruchtbare Talboden der Gemeinde Unterhall ganz verwüstet wurde.

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Ein andermal kam aus dem Rabengraben bei Wenig ein solcher Riesenlindwurm hervor, der sich nach einer schrecklichen Verwüstung gegen die enge Felsenschlucht des nahen Gesäuses wandte, dort aber mit seinem ungeheuren Leib und seinen weiten Flügeln stecken blieb. Dadurch staute sich das Wasser der Enns und überschwemmte das schöne Admonttal. Die mächtigen Wasserfluten hoben dann den erstickten Lindwurm und schwemmten ihn in Gstatterboden, am Fuße des Tamischbachturmes, an. Hier blieb er noch lange Zeit liegen und verpestete durch seine Fäulnis die ganze Gegend.

Auch auf der Wiese des heutigen Gschröckhofes bei Wenig ließ sich einmal ein solches Ungeheuer nieder, das aus den Schluchten der nahen Hallermauern hervorgekrochen war. Hier lag es lange Zeit träge und mästete sich, bis es jämmerlich verendete. Sein Knochenskelett, von Sturm und Regen ganz gebleicht, soll so groß gewesen sein, daß es bei Hagel und Unwetter achtzehn Rindern Schutz und Unterstand gewährte.

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Ein solcher Lindwurm soll noch heute in den tiefen Schluchten der Hallermauern stecken. Einmal wird er aus seinem dunklen Versteck hervorbrechen, aber dann wird das ganze Admonttal von einer furchtbaren Überschwemmung heimgesucht werden.

Quelle: Admont und das Gesäuse in der Sage; DDr. P. Adalbert Krause O.S.B. Professor in Admont; Oberösterreichischer Landesverlag Ges.m.b.H., Linz; ohne Jahresangabe

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