Wie das Haus Wolfsgrub zu seinem Namen kam

In Magdalenaberg steht ein Haus mit einem merkwürdigen Namen. Es heißt Wolfsgrub. Seit vielen hundert Jahren nennt man es schon so.
Damals gab es in unserer Heimat noch riesige Wälder. Man konnte sie tagelang durchstreifen, ohne jemals ins Freie zu gelangen. Darinnen hausten viele wilde Tiere, Bären, Wildschweine und Wölfe.

Um den heutigen Magdalenaberg, der damals Warningberg hieß, war es besonders gefährlich. Es lebten auch nur wenige Menschen dort; sie waren meist Jäger. Einer von ihnen baute sich am Rand eines tiefen Grabens eine feste Hütte als Wohnstätte. Davor hob er eine tiefe Fanggrube aus. Weil sich aber lange Zeit in der Nähe seiner Behausung kein Wolf zeigte, wurde der Jäger sorglos. Immer tiefer drang er auf seinen Streifzügen in den Wald ein. Mit sicherem Arm erlegte er manch schönes Stück Wild.

Einmal war er wieder auf der Jagd. Aber er hatte kein Glück. Den ganzen Tag war er durch die Wälder gezogen. Als die Nacht anbrach, mußte er sich ohne Beute auf den Heimweg machen.

Als er zur Fanggrube vor seiner Hütte kam, blitzten vor ihm zwei grün leuchtende Augen auf. Im nächsten Augenblick stürzte sich ein großes, graues Untier auf ihn. Es war ein mächtiger Wolf. Der Jäger erschrak, aber mutig nahm er den Kampf auf. Mit den bloßen Händen packte er den angreifenden Wolf. Nicht lange aber konnte er den Riesenkräften des Raubtieres standhalten. Er strauchelte, und beide, Mensch und Tier, stürzten kopfüber in die Fanggrube. Dort tobte der Kampf weiter. Der Jäger spürte den stinkenden Atem des Wolfes in seinem Gesicht, und schon sah er den gierig aufgerissenen Rachen über sich. In höchster Not griff er nach der Axt an seinem Gürtel und schlug sie mit aller Gewalt gegen den Schädel des Untieres. Aufheulend sank der Wolf zusammen. Der Jäger aber fiel vor Erschöpfung in eine tiefe Ohnmacht. So fanden ihn seine beiden Söhne.

Die anderen Jäger in der Gegend erfuhren bald von dem schrecklichen Erlebnis ihres Gefährten. Von da an nannten sie sein Gehöft nur mehr Wolfsgrub.

Quelle: Heimatkundliches Lesebuch, Bezirk Kirchdorf an der Krems
Herausgegeben von einer Arbeitsgemeinschaft des Pädagogischen Institutes des Bundes für Oberösterreich, Verlag Quirin Haslinger, Linz
ISBN keine

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